Berlin. Mit Reichert und Zimmermann bekommen die Berliner für die anstehende Saison neue Identifikationsfiguren.

Tief eingesunken in seinen Sitz verfolgte Volleyball-Nationalspieler Jan Zimmermann (25) am vergangenen Sonntag gebannt die vierte Finalbegegnung zwischen dem VfB Friedrichshafen und den BR Volleys in der Max-Schmeling-Halle. „Je mehr Zuschauer da sind, desto mehr Spaß macht es“, sagt Zimmermann, der mit dem VfB schon einige Finalpartien in der Halle absolviert hat. Ab der kommenden Saison kann der 1,90 Meter große Zuspieler den Spaß im orangefarbenen Trikot erleben. Der Vize-Europameister, der zuletzt beim französischen Erstligisten Stade Poitevin Poitiers spielte, kommt als Nachfolger von Pierre Pujol zu den BR Volleys. Zusammen mit Sebastian Kühner soll Zimmermann das deutsche Zuspielgespann beim Meister bilden.

„Berlin ist eine Top-Adresse in Europa“, sagt er. „Ich habe Lust, um Titel zu spielen und auch in der Champions League, da habe ich in Berlin die besten Möglichkeiten.“ Seinen Zimmerkollegen aus der Nationalmannschaft bringt er direkt mit: Auch Moritz Reichert verstärkt ab dem Sommer das Team der BR Volleys. Der 23-Jährige hat vergangene Woche mit Tours VB die französische Meisterschaft gewonnen und möchte nun auf der Position Außen/Annahme in die Fußstapfen von Robert Kromm treten. „Offensichtlich sind wir unzertrennlich“, sagt Zimmermann lachend. Von Friedrichshafen wechselten er und Reichert 2015 zu den United Volleys Rhein Main und auch in Frankreich trennten sie nur 80 Kilometer, bevor sie sich – allerdings unabhängig voneinander– beide für Berlin entschieden.

„Moritz ist ein sehr kompletter Spieler mit einer guten Annahme“, sagt Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand. „Er hat kein schwaches Element, was uns in der Zusammenstellung der Mannschaft freier macht.“ Ein wenig Überzeugungsarbeit habe er schon leisten müssen, um die beiden Nationalspieler in die deutsche Liga zurückzuholen, gesteht Niroomand. Schließlich waren Zimmermann und Reichert erst vor einem Jahr nach Frankreich gegangen und haben sich dort gut geschlagen. „Kaweh hat gesagt, dass er mit den BR Volleys zukünftig mehr auf deutsche Spieler setzen will, das hat mir gefallen“, sagt Reichert. „Ich finde es schön, meinen Teil dazu beizutragen, dass die Bundesliga noch interessanter wird für die Fans.“

Verhandlungen auch mit Denis Kaliberda

Die Liga braucht die Nationalspieler als Identifikationsfiguren, und Niroomand braucht nach dem Karriereende von Robert Kromm und neue Gesichter für seinen Klub. In der Finalrunde gegen Friedrichshafen stand teilweise kein deutscher Spieler auf Seiten der BR Volleys auf dem Feld. „Wenn wir den Volleyball in Deutschland weiterentwickeln wollen, müssen wir Wege finden, die deutschen Spieler hierzuhalten“, sagt Niroomand. Aktuell verhandelt er auch mit Nationalspieler Denis Kaliberda (27), der noch aus der eigenen Jugend stammt.

Nachdem der Berliner in der Türkei eine unschöne Episode mit vorzeitiger Vertragsauflösung erlebte, hat er aktuell keinen Klub. „Mir ist bewusst, dass ich fast überall mehr verdienen kann als in Deutschland, aber ich möchte gern wieder mehr zu Hause sein“, sagt Kaliberda. Entschieden ist aber noch nichts. Kaliberdas Gehaltsforderungen sind hoch, und Niroomand muss zunächst die Vertragssituation mit Steven Marshall und Egor Bogachev klären. Mit Bogachev (21) hat Niroomand ein vielversprechendes Talent aus der eigenen Jugend im Kader, dem er durchaus zutraut, sich durchzusetzen. Er sagt aber auch: „Wir müssen auf der Position Außen/Annahme mit drei Topleuten besetzt sein, um ein gewisses Niveau zu halten.“

Schließlich ist es vor allem der Erfolg, inklusive Teilnahme an der Champions League, der die Berliner Volleyballer über die Grenzen Deutschlands hinweg für Spieler so interessant macht. „Als Sportler will man einfach gewinnen, und das ist in Berlin gut möglich“, sagt Zimmermann. Mit der Verstärkung durch ihn und Reichert dürfte es auch nach dem großen Umbruch dabei bleiben.

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