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Neuer, junger Diagonalangreifer

Peemüller will Vollgas geben

Bundesliga-Debüt im Februar 2019 gegen die LüneHünen gegeben

Sein Bundesliga-Debüt gab er am 10. Februar 2019 ausgerechnet gegen die SVG Lüneburg, in der neuen Volleyballsaison 2020/21 ist er selbst ein LüneHüne: Diagonalangreifer Richard Peemüller ist der erste Neuzugang und hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben – mit dem Vorbehalt, dass in ungewissen Corona-Zeiten tatsächlich wieder Volleyball gespielt werden kann und darf.

Der 22-jährige Peemüller übernimmt im Kader den Platz von Blake Scheerhoorn und erfüllt rundum das Anforderungsprofil: möglichst deutsch, um Transfergebühren an einen ausländischen Verband zu sparen, dazu jung, entwicklungsfähig und ehrgeizig. Denn angesichts nötiger Einsparungen konnte sich die SVG einen Mann, wie den kanadischen Nationalspieler Scheerhoorn oder gar zuvor dessen Landsmann Ryan Sclater, der sogar Stamm in Kanadas Aufgebot ist, nicht gönnen.

Das war auch gar nicht unbedingt nötig, denn auf der Position gibt es mit Urgestein Jannik Pörner einen Mann, der eine starke und „sehr ausgeglichene Saison mit guten Werten“, so Cheftrainer Stefan Hübner, gespielt hat. Über Peemüller urteilt er: „Er hat einen spannenden Werdegang, ist ein interessanter neuer Baustein im Kader, schon allein, weil er sich mit Willenskraft, Ehrgeiz und Geduld viel erarbeitet hat. Er war nie im Top-Förderprogramm des Verbandes wie an den Stützpunkten Frankfurt und Berlin, hat sich aber dennoch in die Bundesliga hochgearbeitet. Und er hat eine gute Aggressivität auf dem Feld, etwas, das uns in der letzten Saison etwas gefehlt hat.“

Mit Willenskraft und Ehrgeiz viel erarbeitet

Peemüller selbst beschreibt sich als einen Spieler, dessen größte Stärke wohl die Athletik ist: „Ich komme über Kraft und Power, war schon immer sehr fleißig im Kraftraum und kann mich zu diesen Einheiten auch jetzt in den Corona-Zeiten immer gut motivieren. Meine Schwäche ist vielleicht, neben noch zu wenig Bundesliga-Erfahrung, dass ich manchmal zu verbissen bin und mich schwer damit tue, wenn ich nicht spielen darf.“ Lachend schiebt er nach: „Das ist in letzter Zeit aber schon besser geworden.“ Und verbessern will er sich auf jeden Fall auch noch technisch, „da habe ich einen hohen Anspruch an mich selbst und muss noch einiges tun“.

Der gebürtige Dresdner wechselte zur 10. Klasse eigens die Schule, um im Volleyball weiter zu kommen, ging ab dann aufs Sportgymnasium Dresden – für seine Sportart ein Bundes-Jugendleistungszentrum. Dort trainierte er schon viele Einheiten wöchentlich und rückte mit einigen Mitschülern, darunter auch Lukas Maase (bisher Düren, jetzt Friedrichshafen), früh in den Männerkader des VC Dresden auf. Aus der Regionalliga ging es über die 3. in die 2. Liga. 2017 ging der Rechtshänder dann zum Zweitliga-Rivalen SV Fellbach. Und im nahen Stuttgart begann er ein Bachelor-Studium in Wirtschafts-Wissenschaften, das mittlerweile an der Fern-Uni Hagen weiterläuft.

In der Nähe von Fellbach und Stuttgart liegt auch Rottenburg – der Erstligist holte Peemüller im Januar 2019 kurz vor Schließung des Transferfensters, als er einen weiteren Diagonalen brauchte, weil der Kanadier Alex Duncan-Thibault für den Rest der Saison verletzt ausfiel. Hinter Johannes Mönnich (jetzt KW-Bestensee) kam er allerdings nur zu wenigen Kurzeinsätzen, darunter auch das Bundesliga-Debüt gegen die SVG (0:3) am 10. Februar 2019 mit einem Angriffspunkt, „ich glaube gegen Matze Pompe im Block“, meint er, schmunzelnd, sich zu erinnern.

Als dann im Sommer das Vertragsangebot von Aufsteiger Eltmann kam, griff der 1,99-Meter-Mann zu. „Ich habe in Rottenburg gut und konstant trainiert und hatte auch gesehen, dass ich mithalten kann. Dort konnte ich den nächsten Schritt gehen und bin richtig in der Bundesliga angekommen.“ Allerdings war erneut Geduld nötig, denn mit dem serbischen Nationalspieler Irfan Hamzagic gab es einen übermächtigen Konkurrenten, der Match für Match bester Scorer der Franken war. Nach drei Kurzeinsätzen durfte „Richy“ Peemüller erstmals am 24. November 2019 länger ran, wurde beim 0:3 gegen Spitzenreiter Berlin im ersten Satz eingewechselt, blieb ab Beginn von Satz zwei auf dem Feld und sammelte noch 12 Punkte – Bewährungsprobe bestanden.

Bei den Volleys Eltmann in der 1. Liga angekommen

Die große Chance kam dann im Februar und März, als Hamzagic wochenlang verletzt ausfiel. Gleich beim ersten Spiel von Beginn an gegen Herrsching (1:3) ragte Peemüller mit 22 Punkten heraus, 32 (und MVP-Ehren) wurden es sogar zwei Wochen später beim 3:2 gegen die Netzhoppers. Diese Leistungen kamen quasi genau richtig zu einer Bewerbung, die er per E-Mail inklusive Spiel-Video bei der SVG einreichte. „Ich wusste ja, dass es in Eltmann nicht weitergehen würde. Ich habe überlegt, welcher Verein am besten zu mir passt und habe mich bei Konrad Thole, den ich gut kenne, über die SVG erkundigt über das hinaus, was man ja von diesem Club ohnehin in der Szene weiß. Ab da war Lüneburg mein Wunschverein, und jetzt freue ich mich total auf das Projekt und die Arbeit mit dem Trainerteam, vom dem ich ja auch Bernd Schlesinger schon länger kenne.“

Die beiden lernten sich beim Beachvolleyball kennen, denn Peemüller ist auch ein guter Beacher, machte auch im Sand besonders in der letzten Saison auf sich aufmerksam. Mit seinem Partner Manuel Harms kam er bei der ersten Teilnahme an der deutschen Techniker Beach Tour in Peemüllers Heimatstadt Dresden bis ins Finale. Und bei der DM am Timmendorfer Strand war das Duo dann im Spätsommer im 16er-Feld auch dabei. Nun aber will der neue LüneHüne den Schwerpunkt ganz auf die Halle legen: „Ich will hier Vollgas geben und zu einem gestandenen Erstliga-Spieler werden – und möglichst auch zu einem Führungsspieler reifen. Als Diagonalangreifer spielt man ohnehin auf einer besonderen Position und mental bin ich stark.“