Volleyball
Schönenwerd plant ein Zwischenjahr zum Verschnaufen ein

Das Kader des Schönenwerder NLA-Teams wird auf die kommende Saison hin deutlich verjüngt. «Wir wollen den Talenten die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Die Halbfinals bleiben das Ziel, aber wir werden nächste Saison nicht um den Titel spielen», sagt CEO Daniel Bühlmann.

Raphael Wermelinger
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Zuschauer waren in dieser Saison nur kurzzeitig zugelassen. «Ein Titelgewinn ohne Zuschauer bringt uns nichts», sagt CEO Bühlmann. Auch wegen der weiter unsicheren Coronasituation werden nächste Saison kleinere Brötchen gebacken bei den Schönenwerdern.

Zuschauer waren in dieser Saison nur kurzzeitig zugelassen. «Ein Titelgewinn ohne Zuschauer bringt uns nichts», sagt CEO Bühlmann. Auch wegen der weiter unsicheren Coronasituation werden nächste Saison kleinere Brötchen gebacken bei den Schönenwerdern.

Patrick Lüthy

«Ohne die Verletzung von Redjo Koci und die Quarantäne in den Playoffs hätten wir den Cup gewonnen und den Playoff-Final erreicht», blickt Schönenwerds CEO Daniel Bühlmann auf die Saison 2020/21 zurück. Stattdessen landete Volley Schönenwerd in der NLA auf dem dritten Schlussrang – zum vierten Mal in der Klubgeschichte. Den Cupfinal verloren die Schönenwerder gegen Jona bitter mit 2:3.

Der Saisonverlauf der Schönenwerder gleicht einer Achterbahnfahrt. Ein vielversprechender Auftakt mit vier Siegen aus den ersten fünf Spielen. Dann kam es zu Spannungen zwischen Trainer und einzelnen Spielern. Das Resultat waren fünf Niederlagen in Serie Ende 2020.

Trainer Bogdan Kotnik bat den Klub um die Auflösung seines Vertrages und wurde durch Liam Sketcher ersetzt. Unter dem Australier reihten die Schönenwerder acht Siege aneinander, schlossen die Qualifikation auf Platz drei ab und schafften den Einzug in den Cupfinal.

Nach acht Siegen in Serie wäre alles möglich gewesen

Während des Viertelfinals verletzte sich der albanische Annahmespieler Redjo Koci. Dennoch setzte sich «Schöni» in der Best-of-5-Serie gegen Jona 3:1 durch. Dann der nächste Hammer: Kurz vor dem Auftakt des Halbfinals gegen Chênois musste sich das Team aufgrund eines Coronafalls für zehn Tage in Quarantäne begeben. Danach verloren die Schönenwerder die beiden Halbfinal-Partien gegen die Genfer mit 0:3. «Nach den acht Siegen in Serie wäre alles möglich gewesen», sagt Bühlmann. «Die Verletzung von Redjo Koci war ein Knackpunkt – und die Quarantäne dann der eine zu viel.»

Nur drei Tage nach dem Aus in der Meisterschaft verlor Schönenwerd am 27. März den Cupfinal in Winterthur gegen Jona trotz 2:0-Führung. Der Killerinstinkt habe gefehlt, begründet der CEO. «Wir konnten den Sack nicht zumachen. Jona auf der anderen Seite hat hervorragend gespielt. Im Viertelfinal über fünf Spiele waren wir besser, doch an diesem Tag sind sie über sich hinausgewachsen.»

Nachdem sie innert einer Woche beide Titel aus den Händen gegeben hatten, gelang den Schönenwerdern zumindest noch ein versöhnlicher Saisonabschluss. Sie rangen Lausanne in der Best-of-3-Serie um die Bronzemedaille in drei Spielen nieder. Realistisch betrachtet habe die Mannschaft am Ende das Maximum herausgeholt, so Bühlmann. Dennoch hält er fest: «Der dritte Platz ist nett, aber es zählen nur die Titel.»

Nach zwölf Saisons in der NLA steht Volley Schönenwerd weiter ohne Titel da. Und die Fans werden sich noch länger gedulden müssen. Die Schönenwerder wollen in der kommenden Saison kleinere Brötchen backen. «Es soll eine Saison zum Verschnaufen werden», führt Bühlmann aus. «Wir wollen den Jungen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Die Halbfinals bleiben weiterhin das Ziel, aber wir werden nächstes Jahr nicht um die Titel spielen.» Der Grund dafür ist die unsichere Coronasituation. «Ein Titelgewinn ohne Zuschauer bringt uns nichts», stellt Bühlmann klar.

Der Rookie of the Year Piero Müller kommt

Diese Saison setzte Schönenwerd erstmals auf drei Ausländer. Nächstes Jahr werden es maximal zwei sein, verrät der CEO. Einen braucht es wohl auf der Mitte-Position. Weil Mischa von Burg zu Amriswil wechselt. Christopher Frame bleibt, der Bahamaer Shonari Hepburn nur vielleicht. Dafür kommt der erst 19-jährige Juniorennationalspieler Roy Schmid. «In der Mitte würden wir eigentlich lieber auf einen Schweizer setzen, doch der Markt ist ziemlich ausgetrocknet», erklärt Bühlmann.

Deutlich mehr Sinn würde ein Ausländer auf der Diagonalposition machen. Dieses Jahr war der Argentinier German Johansen die Nummer eins. Seine Zukunft ist ungewiss. Sein Backup in dieser Saison, Yves Roth, geht zu Jona. Als Ersatz kommt Piero Müller von Traktor Basel. Der 21-Jährige wurde jüngst als Rookie of the Year ausgezeichnet.

Auch auf der Annahmeposition entsteht ein Loch, das der erst 18-jährige Cyrill Kolb, den Sportchef Bujar Dervisaj ebenfalls zu Volley Schönenwerd gelotst hat, nicht alleine schliessen wird. Denn Captain Leandro Gerber beendet seine Karriere und Topscorer Luca Ulrich liebäugelt mit einem Transfer ins Ausland. Fix ist allerdings noch nichts. Dominic und Luca Häfliger bleiben. Einer von den drei Talenten wird jeweils zum Zuge kommen, sagt Bühlmann. Daneben brauche es im Kader allerdings einen erfahrenen Annahmespieler. «Wir stehen in Kontakt mit dem einen oder anderen Schweizer Spieler.»

Keine Änderung gibt es beim Passeur. Reto Giger hat seinen Vertrag verlängert. Bühlmann ist guter Dinge, dass auch Libero Julian Fischer bleibt. «So können wir den Schweizer Kern zusammenhalten, um dann nach einer Zwischensaison ein Jahr später wieder anzugreifen», sagt er.

Wie das Kader im Detail aussehen wird, hängt auch vom Trainer ab. Wer nächste Saison an der Seitenlinie stehen wird, steht indes ebenfalls noch nicht fest. Liam Sketcher sei eine von vielen Optionen. «Der Coach soll bei der definitiven Kaderplanung mitreden können», sagt Bühlmann. «Optimal wäre ein Trainer, der zwei Jahre bleibt, um das Team zu entwickeln.»